Silberrücken

Treffen zweier Silberrücken

Bericht aus der Badischen Zeitung vom 19. Juni 2013

Vor fast 70 Jahren hat Hermann Zoller die Benzinelektrische vor der Verschrottung gerettet – dieses Jahr feiert sie den 100. Geburtstag .

Vor 100 Jahren war sie noch hochmodern: die Benzinelektrische Autospritze. Foto: Ingo Schneider

Das da ist mein Großvater“, sagt Andreas Matt (28) und zeigt auf das Bild, das Hermann Zoller (86) in den Händen hält. Der junge Feuerwehrmann poliert gerade die Glocke des historischen Feuerwehrautos, auf dem sein Großvater einst saß. Nun steht der alte Feuerwehrwagen in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Freiburg. Dort bekommt es gerade eine Sonderbehandlung, denn auf dem Feuerwehrtag in Stuttgart,(22. bis 30. Juni) gehört das alte Automobil zu den Höhepunkten des Treffens.

Historisches Freiburger Löschfahrzeug von 1913

„Damals habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Feuerwehrwagen erhalten bleibt“, erzählt Zoller, der fast 40 Jahre lang im aktiven Feuerwehrdienst war. Mit damals meint er die Zeit nach dem Krieg. Bis 1944 war das Feuerwehrauto im Einsatz, danach war immer wieder die Rede davon, es zu verschrotten. Auch Metall- und Schrottsammler hatten es auf das Feuerwehrauto abgesehen, denn nach dem Krieg lagen Metalle wie Kupfer, Bronze oder Messing hoch im Kurs, fährt Zoller fort. Am Ende konnte er das Feuerwehrauto zu retten und es gelang ihm sogar, zusammen mit anderen Feuerwehrleuten, zum 125. Jubiläum der Freiburger Feuerwehr, 1976, wieder einsatzbereit zu machen. Denn die benzinelektrische Autospritze, wie es im Fachjargon heißt, war ein besonderes Fahrzeug. „Früher musste alles mit Pferden organisiert werden“, sagt Zoller. Wenn also ein Feuer ausbrach, mussten Pumpen und Wassercontainer per Pferd zum Einsatzort gebracht werden. Das kostete Zeit und auch viel Geld, denn die Pferde mussten ernährt und versorgt werden, erläutert Zoller. Am 11. Dezember 1912 genehmigte dann der Freiburger Stadtrat 26.700 Mark zum Kauf einer benzinelektrischen Autospritze. Das besondere an diesem Feuerwehrauto war, wie der Name schon sagt, die Kombination eines Benzin- und eines Elektromotors. Das Feuerwehrauto wies so bereits vor 100 Jahren Elemente eines Hybridmotors auf.

Etwas länger als die benzinelektrische Autospritzpumpe, war Hermann Zoller im aktiven Dienst. Auch sein Vater war bei der Feuerwehr gewesen. 1912 hatte er dort als Wagenfahrer angefangen. 1941 kam Hermann Zoller zur Freiwilligen Feuerwehr. „Wegen des Krieges hat es an Männern gefehlt“, erzählt er. Deshalb gelangte er schon als 14-jähriger Junge zur Freiwilligen Feuerwehr. Drei Jahre später wurde er dann selber ins Militär eingezogen. Nach dem Krieg ging Zoller zur Berufsfeuerwehr.

Von 1945 bis 1987 tat er dort Dienst, davon 20 Jahre lang als stellvertretender Branddirektor, das heißt stellvertretender Leiter der Freiburger Feuerwehr. Dabei war Technische Entwicklung für den alten Feuerwehrmann immer wichtig. „Technik darf nicht stehen bleibe“, wiederholt er immer wieder. In seiner aktiven Zeit wurden viele technische Geräte entwickelt, die die Arbeit des Feuerwehrmannes erleichterten, aber auch für die verschiedenen Einsatzbereiche wappneten. Sauerstoffgeräte, Schutzkleidung, Hydraulische Geräte, wie zum Beispiel Scheren oder Spreizer, sind für den täglichen Einsatz unverzichtbar. „Die Aufgaben sind mehr und größer geworden“, betont Zoller. Denn der Beruf des Feuerwehrmannes beschränke sich nicht mehr nur auf das Feuerlöschen. Auch bei Überschwemmungen, Verkehrsunfällen, austretenden Chemikalien oder der Brandprävention ist die Feuerwehr im Einsatz. „Dazu braucht es auch die nötige Ausbildung“, führt Zoller weiter aus.

Viel hat sich vom ersten Einsatz der benzinelektrischen Autospritze bis heute verändert. Augenscheinlich wird das, wenn man einen Blick auf das alte Gefährt wirft, das zwischen modernen Feuerwehrwagen steht. Hermann Zoller blickt noch einmal auf das Foto, das er in seinen Händen hält: „Der neben dem Hermann Matt, bin ich.“

Weitere Informationen: Die benzinelektrische Autospritze wird auf dem Feuerwehrfest der Freiwilligen Feuerwehr Wiehre (19.-21. Juli) in der Urachstraße 5 ausgestellt.

Autor: Florian Unterfrauner